Sehr geehrte BVfK-Mitglieder,
„Wenn mir Großhändler verlockende Angebote schicken, schaue ich erst einmal bei den Kollegen A. und M. nach, ob diese Modelle dort auch im Programm sind. Wenn ja, steige ich aus, denn deren Preise lassen sich bei normaler Kalkulation nicht halten, da sie meist eher unter EK, als darüber liegen.“
Wenn solche Klagen zunehmen und sogar von Händlern kommen, die gewöhnlich über die besten Einkaufsquellen verfügen, dann ist Gefahr in Verzug, denn der Markt verschiebt sich gerade wieder einmal in die falsche Richtung und zwar zu Gunsten der Lockvogelanbieter, denen so gelingt, das Netz zu dominieren. Der Anfang vom Ende wettbewerbskonformen und fairen Wettbewerbs, denn am Ende kommt niemand umhin mitzumachen, wenn dem Treiben nicht Einhalt geboten wird.
Wer sich nun fragt, warum man den „sauberen“ Kollegen nicht einfach eine Abmahnung schickt, dem ist zu entgegnen, dass die Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs umso schwieriger wird, je weniger offensichtlich getrickst wird. Die zusätzlich verlangten Aufpreise für Obligatorisches werden nicht mehr in der Anzeige erwähnt, sondern fließen erst später ins Gespräch mit dem unlauter geangelten Kunden.
Die Aufgabe, letztendlich zu einem höheren Verkaufspreis zum Abschluss zu kommen, hat inzwischen meist der Berater am Telefon übernommen. „Tut mir leid, das Fahrzeug ist gerade verkauft worden...“ heißt es dann gerne mit übertriebener Herzlichkeit, um dann schnell einzuflechten, dass man/Kunde ein Riesenglück hat, da man tatsächlich noch das letzte Exemplar im System entdeckt hat. Man könne es allerdings nur für wenige Stunden reservieren, die Nachfrage sei riesig … „die gehen wie geschnitten Brot!“
Irgendwann erfährt der geschickt umgarnte Kunde dann schließlich, dass der Traumwagen „…in unserer Filiale in Berlin“ stehe. Man können ihn gerne kommen lassen, wofür dann zusätzliche 600 € Überführungskosten, sowie ein deftiger Aufpreis für eine eigentlich nicht aufpreispflichtige Farbe fällig würden werden.
Originellen Ideen, Serienmäßiges oder Obligatorisches gegen Aufpreis zu verkaufen sind keine Grenzen gesetzt. Am Ende holt der geschickte Verkäufer auf diese Weise mindestens die 1.000,- € heraus, die bei der Internet-Preisangabe fehlten und mit der man sonst nicht das Ranking, wie auch den Kunden erobert hätte. Der wäre nämlich sonst bei einem korrekten Anbieter gelandet, den man zuerst im Internetranking nach unten „geschoben“ hat.
Doch nicht nur das: Lockvogelmethoden ziehen nicht nur die Kundschaft ab, sie drücken auch das gesamte Preisniveau und beschneiden so den Händlern zusätzlich die Gewinne.
Ein zwar unmerklicher Prozess, der allerdings nichts anderes bedeutet, als wenn einem jemand regelmäßig in die Kasse greift, denn die wird trotz gut laufender Konjunktur nicht voller. Es ist wie mit einem unerkannten Virus: Erst wenn der Körper deutlich geschwächt ist, beginnt man die Ursachen zu suchen und kann nur hoffen, dass es nicht zu spät ist, bzw. die Abwehrmaßnahmen helfen.
Das Penizillin zur Wiederherstellung eines fairen und gesunden Wettbewerbs liefern unter anderem die Verbände BVfK, ZLW und Wettbewerbszentrale, doch die werden in der Regel nur tätig, wenn sich der Patient auch meldet und das am besten rechtzeitig.
Und hier liegt eine der wichtigsten Ursachen für die Probleme: Die kranken Patienten erkennen entweder die Ursachen nicht oder halten die Schummeleien für Kavaliersdelikte. Andere wiederum resignieren oder greifen zum letzten Mittel und platzieren selbst Lockvogelangebote. Die Folgen sind Drogen-ähnlich: Das Geschäft kommt in Schwung, die Stimmung hellt sich auf und alle Sorgen sind vergessen – jedenfalls so lange, bis sich das Rad des gegenseitigen Unterbietens mit unrealistischen Dumpingpreisen immer schneller dreht und am Ende der unkontrollierte Kollaps steht.
Daher kann und muss die Initiative vom Handel ausgehen. Jeder möge sein Umfeld kritisch betrachten, seine eigene Situation prüfen und im Zweifel erkennen: „Da klaut mir einer jeden Tag meine potentiellen Erträge!“
Dann gilt es zu handeln und dazu schaltet man am besten besagte Verbände ein. Ganz einfach funktioniert dies übrigens beim BVfK bei der für jeden öffentlich zugängigen BVfK-Beschwerdestelle gegen Internetschummler.
Damit kann man ganz einfach dafür sorgen, dass wir wieder einmal alles tun für:
"Alles Gute für Ihren Autohandel!"
Ihr
Ansgar Klein
Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband freier Kfz-Händler BVfK e.V.
Feedback immer gerne direkt an: vorstand@bvfk.de